Hier kannst du den Beitrag als pdf herunterladen: lebendige Steine_1Pet2v1-6_AB
1 Ein quirliger Haufen
Es ist ein Segen gesund zu sein. Niemand von uns hat das in der Hand. Der eine lebt ungesund und wird 90 Jahre alt, der andere lebt gesund und wird krank. Trotzdem bestreitet wohl niemand, dass wir auf einen gesunden Lebensstil achten sollten. Wer sich ungesund ernährt, muss sich auch nicht wundern, wenn er oder sie krank wird. Gesund zu leben hat zwei Stellschrauben: Erstens was wir einschränken oder sogar ganz lassen sollten und zweitens was wir aufnehmen oder trainieren sollten. Was brauchen wir? Davon handelt der Bibeltext, um den es heute geht. Ich lese euch den Bibeltext aus 1. Petrus 2,1-6 vor:
1 Darum legt alle Bosheit und allen Betrug ab, alle Heuchelei, allen Neid und alle Verleumdung! 2 Genauso, wie ein neugeborenes Kind auf Muttermilch begierig ist, sollt ihr auf Gottes Wort begierig sein, auf diese unverfälschte Milch, durch die ihr heranwachst, bis das Ziel, eure endgültige Rettung, erreicht ist. 3 Ihr habt von dieser Milch ja schon getrunken und habt erlebt, wie gütig der Herr ist. 4 Kommt zu ihm! Er ist jener lebendige Stein, den die Menschen für unbrauchbar erklärten, aber den Gott selbst ausgewählt hat und der in seinen Augen von unschätzbarem Wert ist. 5 Lasst euch selbst als lebendige Steine in das Haus einfügen, das von Gott erbaut wird und von seinem Geist erfüllt ist. Lasst euch zu einer heiligen Priesterschaft aufbauen, damit ihr Gott Opfer darbringen könnt, die von seinem Geist gewirkt sind – Opfer, an denen er Freude hat, weil sie sich auf das Werk von Jesus Christus gründen. 6 Gott sagt ja in der Schrift: »Seht, ich verwende für das Fundament auf dem Zionsberg einen Grundstein von unschätzbarem Wert, den ich selbst ausgewählt habe. Wer ihm vertraut, wird vor dem Verderben bewahrt werden. (1. Petrus 2,1-6)
Gemeinde ist eine Art Haus. Steine klingen starr und leblos. Steine werden verbaut. Petrus verbindet die Steine mit etwas, was eigentlich nicht zu ihnen gehört. Er redet von lebendigen Steinen. Das bedeutet: Gemeinde ist etwas Dynamisches. Sie ist kein Legobaukasten, sondern wir haben es mit individuellen Typen zu tun. Gemeinde ist ein quirliger Haufen. Das klingt anstrengend. Das ist es auch. Aber es ist eben auch lebendig.
2 Ablegen
Unser Text beginnt damit, dass wir etwas ablegen sollen. Gesundheit hat damit zu tun, etwas zu lassen. Franziska Klein hat bei diesem Text davon geredet, dass wir eine „gemischte Tüte“ sind. Du kaufst eine Tüte mit unterschiedlichen Süßigkeiten und manche davon magst du und anderes findest du nicht so lecker. Manchmal wollen wir gerne das Menschliche (nicht so Leckere) ausschließen. Aber Gott hat etwas anderes im Sinn. Er hat sogar seine Nachricht von Menschen aufschreiben lassen und es nicht selbst gemacht. Gott will mit uns gemischter Tüte arbeiten. Wir müssen damit leben, dass wir nicht vollständig authentisch, glaubwürdig und gut sind. Gott verwirft aber nicht. Er heilt.
Wir sollen gesund werden und das hat damit zu tun immer wieder abzulegen. Petrus nennt Bosheit. Im Nachhinein schmeckt sie bitter, aber in dem Moment ist sie süß wie zarte Schokolade. Unser Text redet auch von den drei Kollegen Betrug, Heuchelei und Neid. Die drei gehen Hand in Hand. Weil ich neidisch bin, betrüge ich und verstelle mich. Petrus redet drittens von Verleumdung, kurz gesagt von Klatsch und Tratsch. Wir haben es mit einer gemischten Tüte zu tun. Das wird auch so bleiben. Gott will sie. Und wir sollen heil werden. Was legst du ab?
3 Aufnehmen
Um gesund zu werden brauchen wir gesunde Nahrung. Davon redet Petrus als nächstes: Genauso, wie ein neugeborenes Kind auf Muttermilch begierig ist, sollt ihr auf Gottes Wort begierig sein, auf diese unverfälschte Milch, durch die ihr heranwachst, bis das Ziel, eure endgültige Rettung, erreicht ist. (1. Petrus 2,2)
Wir sind verletzlich. Man tut etwas und hundert Personen finden es toll. Nur eine Person meckert herum und kritisiert böse. Was beschäftigt einen die nächsten Tage? Böse Kritik und auch unser eigenes Versagen lässt uns schrumpfen und macht uns krank. Wir brauchen Nahrung, die uns wachsen und stark werden lässt.
Wenn wir Hunger haben, dann muss man uns nicht überreden, etwas zu essen. Nur wollen wir manchmal lieber die Chipstüte leeren oder Schokolade aufessen, statt etwas Gesundes zu kochen. Die Frage ist nicht so sehr, ob wir essen wollen, sondern was wir uns dann gönnen. Was meint Petrus also, wenn er von der geistigen und unverfälschten Milch redet? Um zu verstehen, was Petrus meint, ist der nächste Vers wichtig: Ihr habt von dieser Milch ja schon getrunken und habt erlebt, wie gütig der Herr ist. (1. Petrus 2,3) Petrus zitiert einen Vers aus den Psalmen. In Psalm 34,9 geht es darum zu schmecken, wie freundlich der Herr ist. Darin besteht also die Nahrung, die wir brauchen. Wir sollen unverfälscht zu uns nehmen, wie freundlich Gott ist. Die Nahrung besteht in einer guten Nachricht – nicht in einer schlechten. Wir brauchen die gute Nachricht, wenn wir mal wieder an uns oder anderen verzweifeln. Wir haben es auf dieser Welt ständig mit einer gemischten Tüte zu tun und es braucht nur wenig, damit wir niedergedrückt werden. Deshalb brauchen wir das, wovon Petrus redet.
Wie bekommen wir das? Viele Übersetzungen übertragen unseren Text und reden von Gottes Wort: Wir sollen auf Gottes Wort begierig sein. Das ist richtig aber auch missverständlich. Vermutlich denken viele dabei an die Bibel und wie gerne (oder auch nicht) sie Bibel lesen. Redet Petrus davon? Er spricht von einer „geistigen“ Milch und benutzt das Wort logikos (Logik). Logikos ist etwas, was vernünftig ist. Daneben erinnert das Wort an „logos“ („Wort“). Das Wort ist in der Bibel nicht die Bibel selbst. Die Bibel nennt sich selbst „heilige Schriften.“ „Das Wort“ ist Jesus. Gottes Wort ist kein Buch, sondern eine Person. Wenn Petrus von einer geistigen und unverfälschten Milch redet, dann meint er damit Jesus und seine Nachricht. Unverfälschte Nahrung ist Jesus zu hören. Dabei kommt man um die Bibel nicht herum. Sie ist eine heilige Schrift. Sie erzählt die gute Nachricht. Die Frage ist nur, wie kannst du sie aufnehmen? Zu hören, wie Jesus über mich denkt, wie er über andere Menschen denkt, was er für sie tun will und getan hat – all das lässt uns verletzliche Menschen wachsen. Was brauchst du dafür um ihn unverfälscht zu hören? Wer ist ein guter Zeuge dafür?
4 Lebendige Steine
Petrus geht einen Schritt weiter und redet von Jesus als dem lebendigen Stein. Er ist die Grundlage für ein Gebäude, dass entsteht. Er ist der Eckstein, an dem sich alles ausrichtet und auf den alles aufbaut. Er ist kostbar. Ohne ihn gibt es das Haus nicht, um das es jetzt geht. Wir sprechen von jemandem, der für uns von unschätzbarem Wert ist. Er ist der Anfang für lebendige Steine.
Manche wollen dich vielleicht gerne als toten Stein: Als jemand der funktioniert, der seinen Job macht, gehorcht. Jesus will dich lebendig. Was lebendig ist hat seinen eigenen Willen. Lebendige Steine bewegen sich selbst dahin, wohin sie wollen. Lebendig ist etwas, was Gefühle hat. Im Alten Testament ist von einem steinernen Herzen die Rede, das Gott wieder fleischern macht. Ein steinernes Herz ist abgestumpft und hart geworden. Ein steinernes Herz ist nicht mehr beziehungsfähig und damit tot. Petrus schweben hier also Menschen vor, deren Herz funktioniert, die nicht hart geworden sind. Wer lebendig ist, der hat Hoffnung. Lebendig sein hat auch damit zu tun, dass wir überrascht werden. Im Alten Testament wird erzählt, wie Jakob eines morgens aufwacht und überrascht feststellt: Gott war hier an diesem Ort. Ich habe ihn hier nicht vermutet. Wir werden von Gott überrascht und können antworten. Es passiert etwas Unvorhergesehenes. Lebendig sind Menschen, die etwas wollen: Noch mal etwas sehen, geliebt werden, den Raum neu streichen, etwas kennenlernen, den Tag genießen. Lebendige Wesen lassen sich schlecht genau berechnen und einsetzen. Lebendig ist anstrengend. Aber Gott will ein Haus mit lebendigen Steinen – nicht mit toten und schön genormten Steinen. Gott will dich als Individuum, als Person. Quirlig, mitfühlend, hoffend, mit Lebenslust, eigenverantwortlich. Wir brauchen hier Menschen mit eigener Meinung und die gemischte Tüte.
5 Fazit
Unser Text redet also von dem, was wir ablegen sollen. Wir sind eine gemischte Tüte.
Er redet zweitens von dem, was wir aufnehmen sollen an Jesus, an unverfälschter Nahrung, an heilenden Worten.
Drittens redet der Text davon, dass er dich lebendig will. Gottes Vision ist, dass wir als einzigartige und individuelle Menschen zusammen ein Haus bilden. Gottes Vision ist, dass du heil wirst und mit Gutem ernährt.
Also: Gibt es etwas, was du ablegen musst? Mit wem redest du darüber? Und du brauchst Nahrung. Was hilft dir zu hören, was Jesus sagt? Auf welche Art kannst du heilige Schrift hören und mit Jesus ins Gespräch kommen? Sei eigen. Sei lebendig. Werde gesund. Und iss.