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1 (Nicht) meine Verantwortung
Ist Verantwortung etwas Schönes, worüber du gerne nachdenkst? Oder findest du sie belastend? Verantwortung heißt, dass alles was ich tue oder unterlasse Folgen hat. Ich muss für die Folgen geradestehen. Das klingt anstrengend. Auf der anderen Seite sind Menschen die Verantwortung übernehmen eine Segen für andere. Wenn die Predigt schlecht wird und ich großen Mist erzähle, dann bin ich dafür verantwortlich. Und wenn ich das gut mache, dann kann es für dich zum Segen werden.
Kinder haben wenig Verantwortung. Als Jugendlicher war ich vor allem dafür verantwortlich mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Aber als ich Mitarbeiter wurde, war ich auch für die Gruppe verantwortlich. Die Verantwortung wurde größer. Wenn Menschen keine Verantwortung übernehmen, dann handeln sie verantwortungslos. Das zerstört und wir gefährden andere. Das Problem ist, dass wir Verantwortung haben, aber so tun als hätten wir sie nicht.
Auf der anderen Seite meinen Menschen Verantwortung zu haben, die sie nicht haben. Ich bin dafür verantwortlich, eine gute Predigt zu halten. Ich bin aber nicht dafür verantwortlich, was du damit machst. Wir können überverantwortlich sein. Das ist genauso zerstörerisch wie unverantwortlich sein. Das ist das klassische Problem von Sorgen: Sie nagen an uns und anderen und ändern nichts. Eine ganze wichtige Frage ist also: Was ist meine Verantwortung?
2 Verantwortung, Macht und Autorität
Verantwortung hängt mit zwei weiteren Begriffen eng zusammen: Macht und Autorität. Verantwortung braucht Macht. Wenn ich die Macht nicht habe, habe ich auch keine Verantwortung. Ich habe nicht die Macht dazu, im Bundestag eine Rede zu halten. Also ist es auch nicht meine Verantwortung. Aber ich habe die Macht, meinen Müll in die Mülltonne zu werfen.
Verantwortung braucht Macht. Die hast du. Du könntest über die Predigt protestieren. Die Frage ist nur, ob dir jemand zuhört. Macht braucht Autorität. Wenn du die Autorität hast, kannst du reden und man wird dir zuhören.
Eine gute Autorität speist sich nicht aus Gewalt, sondern sie kommt aus Sachverstand und Möglichkeiten. Beides müssen wir zuerst erwerben. Eltern haben mehr Lebenserfahrung als ihre Kinder, mehr Kraft, können Gefahren besser einschätzen und verstehen mehr. All das verleiht ihnen Autorität. Sie kann auch wieder schwinden, wenn wir die Möglichkeiten nicht mehr haben oder der Sachverstand flöten geht. Schlimm wird es, wenn jemand Macht hat, aber keinen Sachverstand. Dann kann das, was diese Person tut, unverantwortlich sein.
In diesem Beitrag geht es mir um folgendes:
- Du bist verantwortlich. Welche Verantwortung musst/ sollst/ darfst du übernehmen?
- Indem du deine Verantwortung gut wahrnimmst, wirst du zum Segen für andere.
- Verantwortlichkeit verändert sich.
- Damit du deiner Verantwortung gerecht wirst, brauchst du eine gesunde Autorität.
Aus zwei Gründen schauen wir uns jetzt eine biblische Geschichte näher an: Erstens möchte ich hören, was Gott uns sagt. Und zweitens können wir von früheren Lebensgeschichten viel lernen. Eine der größten Personen im Alten Testament war Mose. Er hat extrem viel Verantwortung übernommen und das Volk Israel aus der Sklaverei geführt. Etwas Entscheidendes durfte oder brauchte er nicht mehr zu tun: Das Volk in das verheißene Land führen. Josua übernimmt von Mose die Führungsverantwortung. Er tritt aus der zweiten in die erste Reihe. Es gibt viele Menschen, die vor dir Verantwortung übernommen haben. Es gibt Momente, da musst du aus der zweiten in die erste Reihe treten. Das ist wunderbar, weil du ein Segen für andere Menschen sein kannst. Wie wird Josua seiner Verantwortung gerecht und wie werden wir das?
3 Ausbildung
Josua taucht früh auf, zum Beispiel als die Israeliten das erste mal ins verheißene Land ziehen konnten. Er ist einer der zwölf Kundschafter. Als sie zurückkommen haben zehn von ihnen die Hosen voll: Sie sehen keine Chance das Land zu erobern. Nur Josua und Kaleb wollen es wagen und Gott vertrauen. Aber sie werden überstimmt. Als Strafe für ihr Misstrauen müssen die Israeliten dann 40 Jahre in der Wüste leben und kreisen.
Josua war schon vorher an der Seite Moses. Zum Beispiel als Mose aufbricht um die Gesetzestafeln zu empfangen. Er war so nah bei Mose wie sonst niemand. Nur den letzten Schritt durfte er noch nicht mitmachen. Oder Mose ging immer mal wieder in das Zelt der Begegnung und sprach mit Gott. Jedes mal wurde er von Gottes Geist erfüllt und das färbte direkt auf die Ältesten ab. Einmal fehlten zwei der Ältesten, bekommen aber trotzdem den Geist. Josua fordert Mose auf, das zu unterbinden. Er will nicht, dass Mose seine Autorität verliert. Aber Mose bleibt gelassen: Wenn Gott doch alle mit seinem Geist erfüllen würde. Das wäre gut… (vgl. 4. Mose 11,28f.) Josua lernt bei Mose eine sehr wesentliche Lektion: Es geht Mose nicht um sich. Mose freut sich, wenn Menschen bevollmächtigt werden.
Josua darf über vierzig Jahre Mose begleiten. Manche Ausbildung bekommen wir, ohne uns dafür gemeldet zu haben. Welchen Schatz an Sachverstand trägst du in dir? Was hast du durch deine besondere Situation, durch deine Stellung, durch deine Krisen und durch dein Talent gelernt? Wozu befähigt dich das? Sachverstand ist ein Teil von einer natürlichen Autorität. Josua stand lange in der zweiten Reihe und genoss Moses Vertrauen. Es gibt Zeiten, in denen kann vor allem unser Charakter reifen, weil wir noch nicht für alles verantwortlich sind und weil wir noch nicht die letzte Entscheidung treffen brauchen. Das sind wichtige Zeiten. Welche Art von Mensch willst du sein? Nutze die Gelegenheit, Sachverstand zu lernen. Der wird dir helfen. Aber achte noch viel mehr auf deinen Charakter.
4 Führungsposition
Dann kommt der Tag, an dem Mose stirbt und es geht alles ganz schnell: »Mein Knecht Mose ist tot. Jetzt mach dich auf und überquere den Jordan! Zieh mit dem ganzen Volk in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, geben will. Ich gebe euch jeden Ort zum Besitz, den ihr mit euren Füßen betretet. So habe ich es Mose versprochen. (…) Niemand kann sich dir entgegenstellen, solange du lebst. Ich werde mit dir sein, wie ich es mit Mose gewesen bin. Ich lasse dich nicht fallen und lasse dich nicht im Stich. Sei stark und mutig! Du wirst diesem Volk das Land zum Erbbesitz geben. Denn ich habe ihren Vorfahren geschworen, dass ich es ihnen geben werde. Sei nur ganz stark und mutig! Gib acht, dass du ganz nach der Weisung handelst, die dir mein Knecht Mose gegeben hat! Du sollst davon nicht abweichen, weder nach rechts noch nach links. So hast du Erfolg bei allem, was du unternimmst. Hör nicht auf, in dem Gesetzbuch zu lesen, und denk Tag und Nacht darüber nach. So weißt du, worauf du achtgeben musst. So kannst du dein ganzes Tun danach richten, wie es darin geschrieben steht. Dann wird dir alles gelingen, was du unternimmst. Dann hast du Erfolg. Ich habe dir doch gesagt, dass du stark und mutig sein sollst! Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst!« (Josua 1,2-9)
Verantwortung braucht vor allem drei Dinge: Mut, Autorität von außen und einen guten Charakter. Entscheidungen können schwierig sein. Feige sein hilft auf keinen Fall. Josua fackelt nicht lange. Er gibt sich drei Tage Zeit, um die 40 jährige Wüstenwanderung zu beenden und das neue Land in Empfang zu nehmen. Das ist die erste Lektion, wenn du in die erste Reihe trittst: Was klar ist tue sofort. Sei mutig. Der Gedanke, dass du morgen mehr Zeit hast oder nächste Woche die Situation günstiger sein könnte ist verführerisch. Aber mehr Zeit macht uns nicht mutiger. Wir brauchen Nägel mit Köpfen.
Die zweite Lektion lautet: Gott hat bereits alles vorbereitet. Josua soll ein Land empfangen, dass Gott ihnen schon gegeben hat. Gott hat versprochen. Das ist die Autorität von außen. Gott ist an Josuas Seite. Wenn wir Verantwortung nehmen, ist eine ganz wichtige Frage, was Gott verheißen hat. Und wo hat Gott mich längst vorbereitet?
Die dritte Lektion: Bei der Eroberung des Landes könnten Menschen anfangen zu raffen. Es gibt kaum etwas zerstörerisches wie verantwortliche und mächtige Menschen, die einen schlechten Charakter haben. Deshalb gibt es einen anderen Punkt, den Gott immer wieder wiederholt. Und das hat mit dem Charakter zu tun. Josua soll sich Gottes Anweisungen vor Augen halten. Die Weisungen sind größer als er. Wenn du Verantwortung übernimmst: Was ist dein Wegweiser? Was formt deinen Charakter und ist größer als du? Was sind Gottes Weisungen und Worte?
Israel hat Glück, dass Josua die Verantwortung übernimmt und sie anführt. Es ist ein Segen, wenn Menschen an der richtigen Stelle Verantwortung wahrnehmen. Du kannst damit zum Segen werden.
5 Loslassen
Zum Schluss: Josua darf später auch wieder Verantwortung abgeben. Alles hat seine Zeit…